CDU Stadtverband Harsewinkel

Zensur des Bücherbestandes der KiTa St. Martin

Stellungnahme CDU Fraktion und Stadtverband

Auf den Artikel in der „Glocke“ vom Samstag, dem 10.09. über die Kita St. Martin in Marienfeld nehmen der CDU Stadtverband Harsewinkel und die CDU Fraktion im Rat der Stadt Harsewinkel wie folgt Stellung.
Dr. Angelika Wensing und Stephan HövingDr. Angelika Wensing und Stephan Höving
Im besagten Artikel wird beschrieben, wie die Kita St. Martin in Marienfeld Kinderbücher aus der hauseigenen Kinderbibliothek auf Sätze, einzelne Wörter oder Inhalte prüft, die gegebenenfalls diskriminierend sein könnten oder die nach dem eigenen Verständnis nicht mehr zeitgemäß sein sollen.
So landeten u.a. Bücher von Astrid Lindgren oder Michael Ende auf dem "Index".
Insgesamt wurden, nach eigenen Angaben, bereits 40 Bücher aussortiert.

Wir, der Stadtverband sowie die Fraktion der CDU, sind der Meinung, dass dies der falsche Weg ist und lehnen diese Vorgehensweise entschieden ab.
 
In unserer offenen, toleranten und meinungsfreien Gesellschaft gehört es selbstverständlich dazu, dass Themen wie z.B. die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Diversität und Homosexualität, in einer Kita an- und besprochen werden sollten. Rassismus und Diskriminierung müssen klar thematisiert und derartigem Verhalten ein Riegel vorgeschoben werden.
 
Das darf aber nicht zum Anlass genommen werden, Bücher oder Texte anderer Verhaltensmuster verschwinden zu lassen und so unseren Kindern vorzuenthalten. Dieses Vorgehen ist für uns eine Form von Ausgrenzung, die es ja gerade zu vermeiden gilt und die eine Einschränkung der Meinungsfreiheit darstellt.
 
Wenn Themen wie ethnische Zugehörigkeit oder „klassische Rollenbilder“ in Kinderbüchern gar nicht mehr angerissen werden dürfen, ist das mehr eine besorgniserregende Realitätsverzerrung als die Auseinandersetzung mit den entsprechenden Sachverhalten.
Vielmehr sollten auch die einseitigen Darstellungen von Figuren oder Inhalten in einzelnen Büchern dazu einladen, über das eigene Verhältnis zu Menschen anderer Herkunft oder Umgang mit fremden Kulturen und Bräuchen nachzudenken.
Es war und ist eine der ureigensten Aufgaben von Büchern, zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen.
 
Wir sind der Meinung, dass das Lesen von Büchern und Texten ein Gesprächsanstoß sein sollte, anstatt sie zu verbannen und so gewisse Themen einfach tot zu schweigen.
Wer wäre besser für ein Gespräch mit den Jüngsten unserer Gesellschaft, geeignet als die sehr gut ausgebildeten Fachkräfte in unseren Kindertagesstätten. Sie verfügen über die nötige Kompetenz und Erfahrung, all diese Themen mit den Kindern zu besprechen.
Anstatt Bücher, mit denen die Kinder früher oder später sowieso in Kontakt kommen, da es sie überall zu kaufen gibt oder sie in privaten Bücherregalen stehen, auszusortieren, plädieren wir dafür, das Leseangebot zu erweitern und durch Bücher zu ergänzen, die die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegeln.
Toleranz, Gleichberechtigung, Integration und Inklusion müssen gelebt werden.
Die Tabuisierung durch Ausgrenzung von Themen hat doch schon viel zu lange Schaden angerichtet.
 
Dr. Angelika Wensing und Stephan Höving